Trommeln verursacht im allgemeinen zwei Dinge: Zuneigung oder Abneigung
- finde es heraus!

Die Kulturinitiative Aalen stellt im "Podium" das hiesige Percussion-Trio "Tohu Wa Bohu"

Das ist ein Rhythmus, bei dem jeder mit muss

Konga, Djembe, Bodhran, Dumbak, Tabla, Trommelinstrumente zuhauf. Dazwischen drei Meisterspieler, die ihre Instrumente mit Leidenschaft beherrschen und das Publikum zu begeistern wissen.

VON HERBERT KULLMANN

Mag der Eine oder Andere im Vorfeld ein Tohuwabohu oder gar langweilige Monotonie befürchtet haben, belehrte das ,,Konzert" wankelmütige Zeitgenossen eines Besseren. Für Kenner der Szene war allerdings klar: im Cafe Podium serviert die Aalener Kulturinitiative an diesem Montagabend eine musikalische Götterspeise.

Sicher, es war nicht die Spur eines herkömmlichen Konzertabends zu entdecken, dafür aber das erfrischende Fee­ling einer ungezwungenen Session. ,,Tohu Wa Bohu" fand sich lediglich im Namen der Musikgruppe. Hinter diesem Kuddelmuddel-Wirrwarr verbirgt sich nicht etwa ein Multikulti-Chaos, sondern Inga Rincke, Roland Speiser und Gunter Wick. Ganz bürgerlich gehen sie soliden Berufen nach, sind Lehrer beziehungsweise Maschinenbauingenieure.

In ihrer Freizeit widmen sie sich jedoch dem Rhythmus, dem Feuer der Schlaginstrumente.

Ungewohnte Stille herrscht im voll besetzten Lokal, als der Regenmacher seine Körnchen rieseln lässt. Tierstimmen glaubt man zu vernehmen - der Dschungel ruft. Günter Wick unterbricht die tropische Romantik mit ,,1 2 3" und schon prasseln rhythmische Trommelschläge durchs Alte Rathaus. Dynamik und Druck steigern sich, fallen ab, bauen

erneut eine geräuschvolle Kulisse auf und enden abrupt mit kräftigen Schlägen auf die tierischen Trommelfelle. Die eigenen bleiben dabei überraschender Weise verschont. Es ist nicht der harte aufgepuschte Sound einer elektronischen Maschinerie, sondern (trotz heftiger Schläge) ein weicher warmer Klang eben Musik, von Hand gemacht. Und sie bewegt. Quasi ganzheitlich von Kopf bis Fuß. Und sie lässt bewegen: Maria Dohmhardt, Eleonore Ohligschläger, Christina Rieger und Michaela Friedel-Rieger inszenieren zu den Trommelklängen einen schwärmerischen Tanz, sozusagen einen Pas de Quatre africain. Seit zwei Jahren spielt das Trommeltrio schon zusammen, kleine private Sessions, zuhause oder bei Freunden. Vergnügen, Spaß und Freude sind dabei die Antriebskräfte. Traditionelle afrikanische Musik stand zunächst im Vordergrund. Doch davon ist heute nur noch gelegentlich etwas zu hören. Es sind vielmehr eigene Kompositionen, die dynamisch von der Bühne drängen. Reizvoll, für Musiker und Publikum, Gefühle musikalisch zu artikulieren und wahrzunehmen, die aus dem Moment heraus entspringen. Bei ,,Tohu Wa Bohu" ein virtuoses Gemenge auf weltmusikalischer Basis. Sie arrangieren Musik von Miles Davis, Ricky Nelson oder spielen mit Pfeife, Glocke und Trommeln ganz einfach traditionellen ,,Samba batu-cada".

Artikel erschien in der Schwäpo, am 17. Mai 2001, Seite 33

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