Gelungenes Revival: „Acoustic" gab nach 13 Jahren wieder ein Konzert - im gut besuchten Heidenheimer Konzerthaus
Draußen kalt, drinnen mediterraner Sound
Vor dreizehn Jahren hatte „Acoustic" zuletzt im Heidenheimer Konzerthaus gespielt: Am Montag bekam ein für die an Terminen reiche Vorweihnachtszeit erstaunlich zahlreiches Publikum die Gelegenheit, an gleichem Ort mit der wieder-erstandenen Formation ein Wiedersehensfest zu feiern.
Von Eric Mayr
Und nicht nur alte Fans waren erschienen, um den zum Großteil brandneuen Songs zu lauschen - etliche Besucher werden vor dreizehn Jahren noch keine abendlichen Veranstaltungen besucht haben ... Zum Kern der Gruppe - den beiden Gitarristen Willi Geyer und Werner Pommerenke sowie dem Saxophonisten und Keyboarder Günther Reger - gesellen sich für die aktuelle Borderland-Tour die Percussionistin Inga Rincke und der Video-Künstler Andreas Hauslaib, dessen filmische Kommentare zum musikalischen Geschehen, auf rund dreißig große Ballons projiziert, einen echten Hingucker abgaben - man hatte sich allerdings manchmal etwas mehr Abstimmung auf die Musik vorstellen können. Die Musik selbst bot einen erfrischenden Kontrast zum draußen herrschenden Winterwetter. Schon die ersten, noch recht ruhigen Titel versetzten das Publikum in mediterrane Gefilde -lang ausgesponnene Bogen, über rhythmisch prägnante Ostinati gelegt, dazu mehrstimmiger Gesang in afrikanisch anmutenden Fantasielauten - ein höchst malerischer Songtitel wurde dem Publikum als ,,Almauftrieb" übersetzt. . . Die Gitarristen sind einander durchaus ebenbürtig. Willi Geyer, der seinen akustischen Instrumenten herrlich bissige Solos entlockt, spielt seine Virtuosität nie in den Vordergrund und liefert mit seinem Rhythmusspiel den perfekten Untergrund zu Werner Pommerenkes eher lyrischen Solo-Passagen. Günther Reger beherrscht auf seinem Saxophon eine ebenso große Palette von rauchig-weichen bis hin zu ekstatisch wilden Ausbrüchen. Mit seinem
vielschichtigen Keyboard-Solo zum Thema Menschenrechte eröffnete Reger den zweiten Teil des Konzerts und stellte damit auch seine kompositorischen Fähigkeiten unter Beweis, die in eher avantgardistische Richtungen zielen - beim ersten Hören fühlte man sich an Frank Zappas späte Synclavier-Stücke erinnert.
Inga Rincke, die virtuos eine Vielzahl von zum Teil exotischen Percussionsinstrumenten bearbeitet, hatte ruhig noch ein, zwei Soli mehr spielen dürfen - ihr Solo-Ausflug an den Congas wurde zu einem Höhepunkt des Konzerts.
Das Publikum war vom Konzert spürbar begeistert und erhielt schließlich als Zugabe eine Komposition, die so frisch war, dass sie laut Werner Pommerenke möglicherweise noch von allen Musikern auswendig beherrscht wurde – wovon allerdings nichts zu spüren war. Bleibt zu hoffen, dass ,,Acoustic" bis zum nächsten Auftritt nicht noch einmal dreizehn Jahre verstreichen lassen ...
Artikel erschien in der Heidenheimer Zeitung, am 27. Dezember 2004
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